5" Dampflok, Dampfschieber Abdichtung

  • Hallo,

    beim Betrieb meiner Dampflok habe ich folgende Beobachtung gemacht:

    - die Lok ist aufgebockt und die Räder können sich frei bewegen:

    sobald der Kesseldruck auf ca. 0,5bar gefallen ist, dichtet der Dampfschieber nicht mehr und der Dampf entweicht über die Auslaßdüse.

    - die Lok steht auf dem Rollenstand.

    sobald der Kesseldruck auf ca. 1 bar gefallen ist, dichtet der Dampfschieber ebenfalls nicht und der Dampf entweicht über die Auslaßdüse.

    Meine Erklärung dieses Verhalten ist, daß bei den genannten Drücken der Dampf den Kolben nicht mehr bewegen kann und deswegen den Schieber anhebt. Einleuchtend ist es allerdings nicht, da ja immer noch ein Differenzdruck von ca. 0,5bar bzw. ca. 1bar zur Auslaßöffnung des Schiebers beträgt.

    Fragen :

    - Ist das ein normales Verhalten?

    - Hat dieses Verhalten Einfluß auf den Dampfverbrauch im normalen Betriebszustand?

    - Gibt es einen Erfahrungswert, wie weit der Kesseldruck bei 5" Maschinen abfallen darf, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen?

    - Welche Erfahrungen habt ihr in der Praxis gemacht?

    - Läßt sich dieses Verhalten ändern und wie? Oder ist es nur ein Jagen nach einem Phantom?

    Gruß

    Jorge

    Einmal editiert, zuletzt von jorge (8. August 2022 um 22:20)

  • Flachschieber dichten durch die plangeschliffenen Gleitflache der Schieberbahn und des Scheibers.
    Der Schieber wird durch den Dampfdruck auf die Schieberfläche des Zylinders gedrückt, da unterhalb des Schiebers, der Druck des Abdampfes geringer ist.
    Weiter dient das leicht klebrige Zylinderöl/Dampföl dazu, die Flächen dicht zu machen.

    Wen der Kesseldruck nun unter 1 Bar fällt, im Schieberkasten dann wahrscheinlich nur nuch 0,5 Bar ankommen, kann es sein, dass die Druckdiverenz nicht ausreicht, den Flachschieber genügend stark auf die Gleitfläche auf zu drücken.

  • Hallo Rangierhelfer,

    das ist mir auch klar. Die Frage ist, ist es normal oder muß man an der Konstruktion etwas ändern?

    Gruß

    Jorge

  • Moin Jorge

    Wir reden schon von einem Flachschieber oder?

    Bist du dir sicher, dass der Schieber nicht mehr dichtet?

    Für mich klingt das so, als könne der Dampfdruck das Fahrwerk nicht mehr drehen und der Dampf sucht sich seinen Weg durch den Kolben. Durch den fehlenden Auspuffschlag fällt dann das Durchblasen stärker auf.

    Du könntest das testen, indem du das Fahrwerk bei einem höheren Druck blockierst und schaust, ob das gleiche Phänomen auftritt.

    Sollte es am Flachschieber liegen, kann man nachsehen, ob sich der Schieber schön im Mitnahmestein auf- und abwärts gleiten kann. Ansonsten kann es sein, dass der Schieber im Stein verkantet und dadurch nicht mehr auf den Schieberspiegel gedrückt wird.

    Bei Rund- und Flachschieber könnte es ansonsten sein, dass die Überdeckungen zu klein sind.

    Möglichkeiten gibt es einige. Für eine Hilfestellung würde es helfen, wenn man ein Video von der Situation hat. Oder am besten ist immer das gemeinsame Ansehen.

    Viele Grüße

    Janosch

    Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt (Gotthold Ephraim Lessing)

  • Guten Morgen Janosch,

    vielen Dank für den konstruktiven Beitrag. Ich bin gerade mit einer anderen Sache beschäftigt. Sobald ich wieder Zeit habe melde ich mich.

    Gruß

    Jorge

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jorge,

    ich hatte an meiner kleinen Feldbahnlok dieses Jahr das gleiche Problem! Ich hatte anfangs vermutet, dass es am Schieber, am Schieberspiegel oder an zu mangelhafter Schmierung liegt. Auch das von Janosch beschriebene verklemmen des Mitnehmersteins hat aber keinen Erfolg gebracht. Nach einigen Versuchen im kalten Zustand mit Druckluft habe ich dann festgestellt, dass die Schieber sauber abdichten und dann angefangen das Problem wo anders zu suchen.

    Fündig wurde ich dann bei den Kolbendichtungen. Die waren recht verschlissen und haben beim Arbeiten Dampf am Kolben vorbeiströmen lassen. Bei hohen Drücken im Schieberkasten war das kein Problem. Aber bei niedrigen Drücken, wie zum Beispiel beim Fahren in der Ebene oder bei leicht abschüssigen Strecken, hat das zu Problemen geführt. Der vorbeiströmende Dampf verringert das Druckverhältnis zwischen Schieberkastendruck und Abdampfdruck und kann damit das Abheben des Schiebers begünstigen. Ich habe die Kolbendichtungen erneuert und das Abhaben der Flachschieber war behoben.

    Es kann gut sein, dass genau das selbe bei dir auch auftritt. Überprüfen kannst du das recht einfach in dem du die Schieber unter Druck per Hand verschiebst. In der Mittelstellung sollte der Zylinder keinen Dampf bekommen. In den anderen beiden Stellungen sollte je eine Zylinderkammer Dampf bekommen, aber kein Dampf aus dem Blasrohr herausströmen.

    Viel Erfolg weiterhin

    Jonas

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  • Hallo Jonas,

    danke für diesen Test. In ca. 2 Wochen werde ich wieder Zeit haben. Bin schon gespannt auf die Ergebnisse.

    Gruß

    Jorge

  • Guten Morgen Jonas,

    danke für den Tip! Der Kolbenschieber dichtet. Die Kolbenringe waren es. Jetzt habe ich noch das Problem, daß bei Bergfahrt und voll geöffneten Dampfregler das Feuer aus dem Kamin schlägt. Sollte die Dampfdüse dann noch größer oder kleiner gemacht werden?

    Gruß

    Jorge

  • Moin Jorge,

    ... ja eigentlich schon ... ist hier im Forum schon mehrmals eingestellt worden, finde ich gerade auf anhieb nicht.

    Schau mal nach "Blasrohrdüse, Petticoat, Abstand Schornstein - Blasrohr ..."

    Grüße vom Bucki

  • Hallo,

    nach verschiedenen Tests mit unterschiedlichen Düsendurchmessern bin ich bei dieser Größe gelandet:

    - Düsendurchmesser 1/7 des Zylinderinnendurchmessers.

    - Abstand Blasrohroberkante bis zur engsten Stelle des Schornsteins : 7,68 x Blasrohrdurchmesser. Das läßt sich auch mit einer Schablone mit 17 Grad Öffnung nachprüfen.

    Diese Angaben decken sich auch mit den Vorgaben aus dem Kozos Buch.

    Allerdings habe ich den Eindruck, daß bei Bergfahrten eine etwas größere Düse der Maschine mehr Kraft verleiht. Das ist aber mehr ein Gefühl als eine gemessene Tatsache. Erklärbar wäre es wahrscheinlich wegen dem geringeren Gegendruck.

    Vielen Dank für die zahlreichen Hilfen.

    Saludos

    Jorge

  • Moinsen Jorge,

    eine Blasrohrdüse kann nicht alle Bereiche zu 100% abdecken.

    Schau einfach mal, welchen Betriebsmodus du am Meisten benötigst, zB. langsam fahren, bergauf fahren.

    Danach würde ich die Düse einstellen.

    Bei mir ist es so, dass ich am liebsten langsam, mit viel Anhängelast, also "schwer" fahre. Entsprechend ist die Düse für die

    Feueranfachung ausgelegt.

    Einigen Kollegen wird dadurch die Lok zu laut. Das muss jeder so für sich herausfinden.

    Es gibt auch Kollegen, die mit Hilfsbläser im Einsatz fahren. Es gibt da halt mehrere Möglichkeiten zu Ziel zu gelangen.

    Grüße vom Bucki

  • Na super Bucki,

    das wollte ich wissen. Inzwischen habe ich mehrere Düsen und versuche die beste Größe herauszufinden.

    Gruß

    Jorge

  • Hallo Jiří,

    beim EDHT Karlsruhe 2015 sah ich Dampfflori in der Rauchkammer seiner 24 rumschrauben. Auf meine Frage hin erfuhr ich, dass er die Düse austausche, da die vorherige für den Stop&Go-Betrieb auf der Anlage zu viel Zug machte. Er hatte sie nur eingeschraubt und somit jederzeit operativ austauschbar je nach den aktuellen Betriebsbedingungen. Nur so als Inspiration...

    Gruß

    Kristian

  • Guten Morgen Kristian,

    genau so habe ich es auch realisiert. Damit habe ich einen Satz Düsen von klein bis ganz groß. Allerdings im Betrieb können sie nicht getauscht werden, da Mann sich die Finger verbrennt.

    Ahoj,

    Jiří alias Jorge