• Hallo allerseits,

    ein kurioses und (zumindest in Tschechien) historisch einzigartiges Problem hatten die Eisenbahner diese Tage ca. 90 km südöstlich von Brünn zu knacken.

    Am Dienstag voriger Woche war dort eine Triebwagengarnitur mit einem Traktor zusammengestoßen, entgleist und teilweise ausgebrannt. Also wurde ein Bergungszug entsandt, der geriet jedoch selber in… Gleisnot? Was war passiert:

    Allem Anschein nach hatte der Kranführer vergessen, das Schwenkwerk zu verriegeln. In einer geneigten Kurve bei Vnorovy folgte das Gegengewicht der Schwerkraft und drehte den Oberteil des Krans so weit, dass der 125 Tonnen schwere Brocken von den Gleisen kippte. Zum Glück passierte das an einer Stelle, wo sich das Gegengewicht auf einer Böschung aufstützte. Wäre das einige Meter weiter auf dem dort befindlichen Brückchen über die Dorfstraße passiert…

    Was nun? Als erstes wurde der Kran durch Vertäuen an einen Bergungspanzer der Feuerwehr gesichert. Dann wurde ein weiterer Eisenbahnkran herbeigeholt, der schaffte es jedoch nicht, den havarierten Kran anzuheben. Normalerweise würde man zwei Kräne nehmen, von jeder Seite einen, aber… da ist ja das alte Brückchen, das der kombinierten Last nicht gewachsen wäre.

    Also mussten die Eisenbahner den mit 700 Tonnen Tragkraft stärksten Autokran des Landes herbeiordern (Eigengewicht 80 t, dazu 100 t Gegengewicht). Einzig möglicher Zufahrtsweg zur Unglücksstelle war der Bahndamm selber, also mussten die Gleise ca. 100 m weit bis zum nächsten Bahnübergang herausgenommen und ein ausreichend breites Schotterbett geebnet werden. Nach mehr als einer Woche stand das Unfallopfer letztendlich am Freitag nach 6 Stunden Vorbereitungen (Aufstellen und Abstützen des Autokrans) und weiteren 3 Stunden eigentlicher Bergung wieder auf den Gleisen und konnte abgeschleppt werden. Die Kosten für den Einsatz wurden mit 700 Tsd. Kronen, d.h. rund 26 Tsd. Euro angegeben.

    Wenn auch nur mit tschechischem Kommentar, hier ein paar Berichte – die Aufnahmen sprechen für sich:

    Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. (Videobericht unten)

    Bergung in den Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. (ab 13:36)

    Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen.

    Gruß
    Kristian

  • Kristian, vielen Dank für Deinen Bericht!

    Hier war teilweise davon zu lesen, aber ich hab's nicht so recht verstanden.

    Jetzt verstehe ich besser, wie das ging.

    Gruß!
    Heinrich

  • Letzte Woche ist auf der Strecke München Rosenheim ein Mobilbagger mit anmotierter Dieselramme von einem Flachwagen gekippt.

    Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen.

    Allerdings war die Stelle über einen Feldweg erreichbar.

    Die Dieselramme hab ich um Pfingsten live im Bahnhof Weilheim sehen können.

    Einmal editiert, zuletzt von tigerfishli (26. September 2016 um 10:22)

  • Hallo Kristian,

    die Zeitrafferaufnahme erinnerte irgendwie an eine Bergung von Modellbahnfahrzeugen.

    Übel sieht der Unfall mit dem Triebwagen und dem Traktor aus, gab es da Verletzte oder
    Tote?

    Heftig sind ja die Angaben zu dem Autokran:700t Tragkraft!
    Zum Vergleich: Die D-Züge der DR hatten oft 650t Gesamtgewicht.

    Der Autokran könnte somit einen kompletten D-Zug heben.

    Gruß,
    Dirk

    M.A. Verick:
    Die gefährlichsten Massenvernichtungswaffen sind die Massenmedien. Denn sie zerstören den Geist, die Kreativität und den Mut der Menschen, und ersetzen diese mit Angst, Misstrauen, Schuld und Selbstzweifel.

  • Hallo Dirk,

    der Unfall blieb leider nicht ohne Personenschaden: Der Traktorfahrer ist tot, acht Personen wurden verletzt.

    Der Kran ist ein Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen., schon ein schönes Teil, aber es gibt noch größere und stärkere, man braucht bloß im Internet nach den bekannten Marken suchen. Natürlich gilt die Tragkraft nur für Lasten in unmittelbarer Nähe.

    Gruß...
    Kristian

  • Hallo nochmal,

    seit gestern Abend, also 15 Tage nach dem primären Zugunglück, verkehren auf der Strecke wieder Züge, wenn auch eingeschränkt - es müssen noch die Sicherungsanlagen an der Unglücksstelle erneuert werden.

    Getreu der Drei-Dinge-Regel entgleiste am Montag beim Erneuern des für die Anfahrt des Autokrans herausgenommenen Gleisabschnitts noch die Diesellokomotive des Schotterzugs, wenn auch nur mit einer Achse (illustrative Aufnahme Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. ab 0:30).

    Bleibt nur zu hoffen, dass damit alles zu Ende ist.

    Gruß
    Kristian