Hallo Modellbauer
Ein Schalldämpfer für die V 80
Der Neubau von Lokmodellen mit mehr als zwei Achsen oder Wagen stagniert zur Zeit bei mir Grund: akuter Platzmangel, ein Luxusproblem. Um nicht völlig tatenlos herumzusitzen, habe ich an den Nachbau von kleineren Accessoires gedacht und bin an einem Schalldämpfer für meine V 80 hängengeblieben.
Geschichtlicher Rückblick
Die Baureihe V 80 war die erste Motorlok nach dem zweiten Weltkrieg, die sich die Deutsche Bundesbahn von der Lokomotivindustrie hat entwickeln lassen. Diese Lok wies drei Neuheiten auf. Sie war die erste Motorlok mit Drehgestellen, die erste Lok mit Kardanwellenantrieb und die erste Lok mit einem schnelllaufenden Dieselmotor. Alle anderen Vorgängerloks hatten langsamlaufende Schiffsdiesel als Antriebsquelle. Für die Bahn also ein Schritt ins Neuland. Aus diesem Grund wurden auch nur 10 Exemplare bestellt, um sie gründlich zu testen.
Es sollte eine Streckenlok für den leichten Personenverkehr auf Nebenstrecken sein oder eine schwere Rangierlokomotive. Die Maschine, die die Lokindustrie anbot, war eine eierlegende Wollmilchsau. Für den schweren Rangierdienst war sie nicht schwer genug, außerdem hatte der Triebfahrzeugführer wegen den breiten Vorbauten keinen Blick auf die Puffer, was das Heranfahren an stehende Fahrzeuge erschwerte. Für den Rangierdienst benötigt man auch keine Heizeinrichtung. Somit wurde für den Seriennachbau die V 100 mit schmalen Vorbauten und für den Rangierdienst die V 90 ohne Heizeinrichtung entwickelt und gebaut.
Dem Thema Geräuschemissionen wurde 1951 noch nicht der Wert beigemessen, der heute an moderne Loks gestellt wird. Es stellte sich aber sehr schnell heraus, daß der Motor sehr laut war. Das Führerhaus wurde von innen schallisoliert, indem man dicke Schallschluckmatten an den Wänden anbrachte. Indes der Erfolg blieb bescheiden. Im Motorvorbau war auch kein Platz für einen Abgasschalldämpfer, es blieb nur der Platz auf dem Dach übrig. Also konzipierte man einen Schalldämpfer mit einer Blechverkleidung, der das Aussehen der ansonsten sehr windschnittigen Lok nicht unbedingt verbesserte. Die Verkleidung war sehr rostanfällig und wurde letztendlich wieder zurückgebaut bevor die Loks nach Italien als Bauzugloks verkauft wurden.
Ich selber habe eine Lok mit Schalldämpfer nie zu Gesicht bekommen. Als ich mich für die Lok interessierte, waren bis auf die V 80 002 alle schon weg. Nach dem Brand des Museumslokschuppens waren alle Triebfahrzeuge zerstört. Drei Maschinen dieser Baureihe wurden remigriert und befinden sich wieder in Deutschland. An einen modellhaften Nachbau in der Größe 5 Zoll hat sich bisher meines Wissens nur Klaus Wagner und ich herangetraut. Bei Klaus Wagner gibt es ein gegossenes Kunststoffgehäuse mit relativ dicken Wänden, das an den Fenstern störend wirkt. Außerdem hört das Wagnermodell sozusagen am „Äquator“ auf. Das was darunter noch kommt, hat Klaus Wagner nicht umgesetzt. Er bietet auch kein Fahrgestell an. Es gibt zwar Motoren und Achsen, aber alles dazwischen muß man sich selber ausdenken. Das war mir zu wenig und so entschloß ich mich zu einem Gehäusenachbau samt Fahrgestell aus Metall.
Mein Haus- und Hofkonstrukteur namens Kristian, der „Echtdampfanfänger“ sprang mir hilfreich zur Seite und zeichnete die Lok in 3D. Das erwies sich als sehr gut, weil wir dadurch Kollisionen erkennen und abstellen konnten, bevor der erste Span abgehoben wurde. Als ich nun Kristian um die Konstruktion des Schalldämpfergehäuses bat, hatte er gerade wichtigere Arbeiten und konnte mir nicht helfen So wandte ich mich an einen anderen Kollegen aus unserem Dampfstammtisch. Daniel Haeger, auch ein sehr erfahrener Modellbauer mit eigener Produktionslinie, erstellte mir in kurzer Zeit die gewünschte 3D-Zeichnung. Diese wurde noch am gleichen Abend an einen 3D-Druck-Dienstleister übermittelt und nach drei Tagen lag das Teil vor meiner Tür.
Als Anregung diente mir ein Arnold Spur N Modell
und so sieht das Teil jetzt auf meiner Lok aus
Ich gebe zu, die Lok ist gewöhnungsbedürftig, aber diese Lok ist ein Exot und so sieht sie noch ein bischen seltsamer aus.
Gruß Wolfgang