Bremsen für Begleitwagen

  • Ich wollte einen KW-10 von Knupfers als einen Begleitwagen benutzen. Dies wurde mir beim Club allerdings nur unter der Auflage gestattet, daß ich eine ordentliche Bremse nachrüste. (Ja,ja das Regelwerk!) Ich will hier also in einer kleinen Reihe berichten, wie ich das gelöst habe.

    Es mußte also eine Bremse her, die nicht zu auffällig ist und zudem noch in die Drehgestelle paßte. Ich entschied mich für Scheibenbremsen, die auf der Basis von Scheibenbremsen von Mini-Motorrädern für Kinder konstruiert wurden. Diese Dinger werden preiswert als Ersatzteile bei ebay angeboten, meine kosteten mich 0,95 £ das Stück

    Die Bremsen funktionieren mit Bowdenkabeln.

    So sehen sie aus:
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    und überflüssige Teile entfernt:
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    Die Scheiben wurden aus Stahl gedreht: Nabe 21 mm Durchm. Scheibe 72 mm Durchm. Scheibe 3.2 mm dick
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    So soll es mal werden
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    Nun mußten natürlich 2 der Radsätze demontiert werden, was garnicht so einfach war. Die Kugellager konnten noch mit einem Abzieher entfernt werden, bei den Radsätzen ging das nur mit einer Presse! Erst bei 10 Tonnen lösten sich die Räder - Kompliment Dieter...
    Die Scheiben wurden aufgebohrt, bis eine sehr stramme Passung auf den Achsen erreicht wurde. Zusätzlich wurde vor dem Montage noch 1 Tropfen Loctite 603 spendiert. Als I-Tüpfelchen habe ich die Naben noch doppelt mit den Achsen verstiftet. (Sicherheitsgurt & Airbag & Helm sozusagen...)
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    Nun mußten die Radsätze noch wieder montiert werden. Das ist eigentlich recht einfach...
    Das Rad wird etwa 15 min lang auf einer Heizplatte auf höchster Stufe erhitzt. Damit es nicht zu sehr oxidiert, habe ich eine alte Tabaksdose üder das Rad gestülpt. Wie gut, daß ich schon lange wieder Nichtraucher bin, und alle die Tabaksdosen gesammelt habe. Da waren noch ein paar Krümel Pfeifentabak drin, die nun mit dem Rad auf der Heizplatte erhitzt wurden. Als da der altbekannte Duft durch die Werkstatt zog, hatte ich ein heftiges Verlagen nach einer schönen Pfeife...

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    Dann das heiße Rad (den dicksten verfügbaren Lederhandschuh tragend) von der Heizplatte nehmen und zügig auf die Achse stecken. Dabei darauf achten, daß das Rad wieder vollständig gegen die 'Schulter' auf der Achse sitzt. Sodann ungestört abkühlen lassen.
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    Fortsetzung folgt!

    Einmal editiert, zuletzt von Yorkshireman (14. Juni 2006 um 23:42)

  • Hallo Johannes,

    das ist ein sehr hilfreicher Beitrag, vor allem kann ich mein Gehirnschmalz dadurch auf andere Probleme verwenden, zumal ich gestern derartige Probleme wälzte.

    Zu der durch Dich vorgestellten Möglichkeit der Erwärmung des Rades zum Aufziehen auf die Achse möchte ich meine Variante vorstellen.

    Weil ich vor einem ähnlichen Problem bei der Instandsetzung des Getriebes meines Motors für die Drehe stand (Kugellager aufziehen), musste ich mir etwas einfallen lassen.
    Ich habe die Welle einen halben Tag ins TK-Fach des Kühlschranks gelegt. Das Lager kam in einen Behälter mit Getriebeöl, den ich im Wasserbad erwärmt habe. Dadurch bleibt die Öltemperatur bei maximal 100°C und das Lager wird sehr gleichmäßig erwärmt. Verzüge durch ungleichmäßige Temperatureinwirkung sind vollkommen ausgeschlossen.

    Um sicher zu sein, dass Meine Frau das Geschehen gut fand, habe ich sie zu "qualifizierten" Hilfskraft ernannt - sie musste die Welle halten, damit das Lager auch gleich auf seinen Sitz fallen konnte.

    Gruß Dietrich,
    der schon gespannt auf die Fortsetzung wartet

    Feinblechner können machen aus feinen Blechen feine Sachen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dampfspieler (15. Juni 2006 um 06:38)

  • Hallo

    Vom Aufschrumpfen der Kugellager sehe ich mittlerweile ab, da ich folgende Probleme bekam: nach kurzer Betriebszeit hatten zwei Lager Laufgeräusche und drehten nicht mehr frei. Bei der Demontage stellte sich heraus, das der Lagerinnenring an eine Stelle gerissen war.

    Seit ich für Kugellager nur noch strammen Schiebesitz, d.h. Montage ist noch ohne Werkzeug bei Raumtemperatur möglich, verwende gibt es keine Komplikationen mehr.

    mfg

    Thomas

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  • Thomas,
    guter Hinweis! Mach ich genauso, nur das Rad wird durch Erhitzen aufgeschrumpft. Das fehlte in der Beschreibubg bisher.

  • Mahlzeit,

    Mit dem Aufschrumpfen von Wälzlagern ist das so ne Sache, Hersteller bieten spezielle Induktionswärmgeräte an, auf einer Heizplatte würde ich das keinesfalls versuchen, die Temperatur läßt sich dort kaum richtig einstellen, von einem gleichmäßigen Wärmeübergang ganz zu schweigen. Bei sehr großen Lagern ist das Aufschrumpfen hier und da sinnvoll, aber für unsere Belange reicht eine Übergangspassung meistens aus, mittels Druckscheibe oder Sicherungsring kann man das Lager ja auch gut axial sichern.

    Was mir aber etwas Kopfzerbrechen macht ist die Verstiftung der Naben. Die Kerbwirkung einer solchen Verbindung bei einer Welle mit Umlaufbiegung ist extrem hoch. Zudem iwirkt an der Fügestelle noch das größe Biegemoment und auch das durch die Bremse eingebrachte Torsionsmoment sollte man nicht außer Acht lassen.

    Die Wellen scheinen mir nicht allzusehr überdiemensioniert, das könnte auf längere Sicht ein Problem werden. Aufschrumpfen müßte auch hier vollkommen ausreichend sein.


    Gruß Sven

    Lehrling von Nikolaj Nikolajew Lokomofeilowytsch, der unter einer sibirischen Eiche eine Dampflok aus dem Ganzen feilte... :D

  • Hallo Dampfbahner,
    wenn ich mal Kugellager verwende, was eigentlich nur in Drehgestellen vorkommt, reicht es wenn die Kugellager stramm aufgezogen werden. Vielleicht noch etwas mit dem Gummihammer nachhelfen. Was soll denn da noch passieren? Die Lager können nach aussen nicht weg, hier begrenzt der Lagerdeckel und nach innen die Achswelle mit ihrem Ansatz von 1 bis 2 mm. Räder klebe ich mittlerweile bei strammen Presssitz - habe noch kein Rad verloren. Ich bin ganz ehrlich, mir ist auch schonmal ein Sitz zu locker geworden. Da habe ich mit dem Körner die Lagerfläche mit edlichen Körnerpunkten aufgeraut, danach UHU Endfest 300 aufgetragen. Dann mit dem Hammer vorsichtig das Rad an seinen Platz getrieben und fertig. Läuft heute noch und keiner hat es gemerkt.
    Aber die Bremsen von Johannes finde ich interessant - wieder eine Variante mehr. Bei unseren Wagen drücken die Bremsbeläge direkt auf Radinnenseite.
    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Hallo Jungs,

    ich bekenne mich schuldig, den Threat "vom geraden Weg des Themas" abgebracht zu haben.

    Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass es durch die Art, wie Johannes seine Radscheiben erwärmt hat, durchaus zu wärmespannungsbedingten Verzügen hätte kommen können.

    Um das (Verzug durch ungleichmäßige Erwärmung) zu vermeiden, ist die Erwärmung der entsprechenden Bauteile im Ölbad zweckmäßig. Die Kugellager habe ich als Beispiel gewählt.

    Gruß Dietrich
    der schon gespannt auf die Fortsetzung des Bremsenbaus wartet

    Feinblechner können machen aus feinen Blechen feine Sachen.

  • So eine ähnliche Diskussion hatten wir doch schon einmal: bei der Frage, wie die Kegelräder bei einer Shay-Lokomotive auf den Wellen befestigt werden sollten. Dort sind die Durchmmesser nur halbsogroß und es herrschen andere Kräfte. Ein Freund im Nachbarklub hat seine Shay-Lok nun mit auf den Wellen verstifteten Kegelrädern in Betrieb und es zeigt sich nichts nachteiliges.

    Ich hab nur wegen einer Sache Bedenken: Die Bremsen stammen von Motorrädern, wo zwischen Rad und Straße ein ganz anderer Reibubgskoeffizient herrscht als zwischen Rad und Schiene beim Bahnsystem. Vielleicht ist die Bremswirkung einfach viel zu gut und die gebremsten Räder blockieren mir nur. Man wir wahrscheinlich mit viel Gefühl bremsen mössen...

    Immerhin gibt es Scheibenbremsen heutzutage ja auch bei der großen Eisenbahn.

    Inzwischen sind die Achsen alle wieder in die Drehgestelle eingebaut. Sobald ich wieder Zeit habe kommen die Träger für die Bremsen dran.

  • Hallo Johannes,

    um ein "Überbremsen" und damit das Blockieren der Räder zu verhindern, wäre ein "Bremskraftregler" wohl ganz bedenkenswert. Vielleicht tut es ja schon eine Feder, die Du in das Betätigungsgestänge/Bowdenzug einbaust. Eine weitere Möglichkeit (und/oder) wäre ein Exzenter auf der Welle des Betätigungshebels, so dass sich ein logarithmischer Betätigungsweg im Vergleich zum Betätigungswinkel ergibt.

    Gruß Dietrich

    Feinblechner können machen aus feinen Blechen feine Sachen.

  • Hallo Johannes,
    die klassische Vollbremsung oder auch Notbremse genannt mit stillstehenden Rädern gab es doch schon immer. Hinterher gab es Flachstellen auf den Radsätzen. Wenn ein Waggon mit einer Flachstelle auf der Lauffläche vorbeifuhr konnte man es gut heraushören. Optimal wäre ein ABS für Deine Bremse. Vielleicht mußt Du Dich nur an die Handhabung gewöhnen. Wenn die Mechanik zu empfindlich reagiert und die Vollbremsung mit sehr wenig Kraftaufwand erreicht wird, würde ich mit einer Gegenkraft arbeiten, die dann immer größer wird. Die kann ja in der Mechanik untergebracht werden. Andere Alternative wäre die Bremsbeläge zu verkleinern, wenn das überhaupt geht.
    Habe mir gestern auch zwei Bremsen bei Ebay gekauft. Vielleicht fällt mir noch was dazu ein, wenn ich sie bekommen habe.
    Eigentlich bremst man sehr wenig mit der Bremse. Fährt man vorausschauend kommt man eigentlich ohne aus. Aber für den Notfall kann man auch nicht drauf verzichten.
    Grüße
    Wolfgang

  • Leider ist mir zu spät aufgegangen, daß ich den Bremsenträger noch für Euch ablichten wollte, bevor ich ihn (etwas zu reichlich) grundierte...
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    Das ist ein Winkelprofil mit einem angescheißten Stück Rohr, durch welches einer der Endverbinder des Drehgestells geht. Das andere Ende ist mit dem Hauptträger verschraubt. Da dort etwas wenig Platz ist, habe ich das Gewinde in das Profil geschnitten und die Schraubenköpfe sind von unten versenkt. So komme ich mit keinem Teil des Drehgestellzapfens in Konflikt. In den Mitte des Trägers ist ein Stück Bandstahl angelascht, an dem die eigentliche Bremse befestigt ist.
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    Meine ersten Rollversuche auf einem Stück Gleis in der Werkstatt zeigen, daß man doch gut dosiert bremsen kann. Davon jedoch bald mehr mit dem ganzen Wagen auf der Strecke.

    Fortsetzung folgt!

  • Hallo Leute
    Ich schulde Euch noch den Schluß von der Bremsengeschichte.
    Nach ein paar Fahrtagen mit dem Wagen kann sich sagen, daß die Bremswirkung der Scheibenbremsen wirklich ausreichend ist, aber nur, wenn eine Person als Last mitfährt, die ein ordentliches Reibungsgewicht mitbringt.

    Inzwischen sieht es unter dem Wagen so aus:
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    Bevor einer meckert: der Nagel als Splint ist nur provisorisch. Wenn ich endgültig zufrieden bin wird das natürlich ordenlich gemacht. Die Räder hätte ich innen grundierten sollen, es zeigt sich der erste Rost...

    Die Bowdenkabel werden nach vorn zur Seite geleitet, wo der Hebel für die Bedienung ist. Erst wenn ich absolut sicher bin, daß ich das Ganze nicht mehr demontieren muß, werde ich das überstehende Drahtseil abschneiden. Im Moment ist eben alles nur aufgewickelt.

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    Wenn ich in SH zugelassen werde, dann kann man den Wagen und die Bremsen dort in Augenschein nehmen.

  • Hallo Johannes

    Angeregt von deinem Beitrag und anlässlich eines Achsbruchs mit folgender Demontage des Bedienwagens habe ich mich entschlossen ebenfalls eine Scheibenbremse nachzurüsten.

    Dabei möchte ich aber beide Achsen bremsen. Wie hast du die Verteilung der Hebelkräfte auf die beiden gebremsten Achsen gelöst?
    Oder mache ich mir zu viele Gedanken und eine einzelne gebremste Achse am Bedienwagen reicht auch?

    frohe Ostern wünscht

    Thomas

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  • Hallo,
    ein Super Bericht und auch die Beiträge waren sehr Informativ.
    Kann ich diese Art der Bremse auch bei einer Lokomotive einsetzen ?
    Ansteuerung dann mittels servo oder ähnlich.
    Eine E-Lok Lok hat in 5 Zoll ja auch einiges an gewicht.

    Mfg
    Olaf