Tender Haberdashery

  • Haberdashery? Was ist das denn?

    "Haberdashery" ist ein nettes Wort in Englischen Kreuzworträtseln. Es bedeutet: Kramladen, in dem es Nähzeug gibt, wie Nadeln, Garn, Knöpfe etc; oder auch Nährarbeiten im allgemeinen.

    Beim Tender von Projekt ELISABETH mußte ich die Handpumpe ersetzen.
    Die Handpumpe wurde dabei etwas höher gesetzt, damit man den Hebel der Pumpe durch die Klappe im Deckel bedienen kann, ansonsten ist der Hebelweg uU zu lang. Ich hab daher die Pumpe auf einen Sockel montiert. Jetzt kann aber der obere Anschluß oder der dort notwendige Krümmer mit dem Deckel in Konflikt geraten, deshalb habe ich den oberen Anschluß durch einen um 90 Grad abgewinkelten Anschluß ersetzt. Der untere Anschluß muß nun aber so verlängert werden, daß die Pumpe tatsächlich von niedigsten Punkt im Wassertank ansaugen kann, alles andere würde nun wirklich keinen Sinn machen.

    Neben der Handpumpe sind zwei Ventile mit dem man Wasser zu den Injektoren stellen kann. Damit die Injektoren vor Schwebstoffen oder sonstigem Dreck im Speisewasser geschützt werden, befinden sich dort zwei kleine Hütchen (Siebe) aus feinem Ms-Drahtgitter, seinerzeit weich zusammen gelötet. Bei dieser Gelegentheit wurden die Siebe in Kesselsteinentferner gebadet, was ihnen aber nicht besonders gut bekommen ist. Das Ms war so mürbe geworden, daß es beinahe zerbröselte.

  • Ich habe daher nach ähnlich feinem Drahtnetz aus Edelstahl gesucht. Das gibt es durchaus, dieses Drahtnetz ist nicht gerade billig und kaum in so kleinen Mengen zu bekommen wie wir es benötigen. Auch ist die Chemie in dem Tank des Tenders so komplex durch vagabundierende Cu- oder Zn-Ionen, daß ein Netz aus Edelstahl sicher nicht besonders lange 'edel' bleiben wird. Ich habe daher nach einer Alternative gesucht - und sie auch gefunden.

    Wenn man heutzutage mit dem Flugzeug verreist, dann darf man bekanntermaßen Flüssigkeiten nur in in kleinen Mengen in Handgepäck mitführen, und die Fläschchen mit zB Rasierwasser müssen sich in durchsichtigen Behältern befinden.

    Zu genau diesem Zweck gibt es preiswerte Taschen aus einer feinen Nylon-Gaze. (Nylon ist eine Vermutung von mir...) 2,95 £ (ca 3,20 Euro)

    Und nun kommt Haberdashy...

    In den Sockel des Siebes wird ein Ring von 1mm Löchern gebohrt, der Rest des alten Siebes wird verworfen.
    Nun ein kleines Hütchen aus der Gaze schneidern und mit einem Kunststoff-Faden aus dem Nähkasten schneidern und zusammennähen. Das ist mir mit meinen dicken Findern nicht besonders hübsch gelungen. Wer eine eisenbahnbegeisterte Partnerin oä hat, der kann diese ja für diesen Job einspannen. Irgendwo auf dem Dachboden gibt es sogar noch ein Wandbild mit einem idyllischen Motiv (Schafe in der Heide), welches ich vor Jahrzehnten mal gestickt habe - man glaubt es ja kaum...

    Von dem Material der Tasche habe ich ca 1/8 verbraucht.
    Zum Schluß alle Nähte mit Superglue verkleben, damit sie sich niemals öffnen. Durch den 'Deckel' noch ein Loch stechen und den Siebkörper über das Ventil bzw dess -Stange stülpen.

    Alt und Neu nebeneinander...

  • Über den Ansaugrüssel der Handpumpe kommt noch ein kleines Sieb, welches ich hier mit dem Folienschweißgerät aus der Küche fix hergestellt habe.

    Wenn man die Pumpe (mit der richtigen Planung) höher angeordnet hat, dann kann man die Pumpe mit einem aufsteckbaren Verlängerungsstück am Hebel bequem durch den geöffneten Klappdeckel bedienen. Der vordere Teil des Tenders dient als Kohlebunker. Es ist daher ratsam, den Deckel nur beim Stop in der Station zum Aufnehmen von neuen KSW oder zum bedienen der Handpumpe zu öffnen.

  • Hallo Johannes,

    ich bin immer wieder erstaunt welche Materialen du für deine Bauaktionen findest. Ich glaube du kannst durch keine Haushaltswarenabteilung gehen ohne zu überlegen was man davon für denn Modellbau verwenden kann. ^^

    Gruß,

    chris69

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    Manche Leute kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben um Leute zu imponieren, die sie nicht mögen.

  • Johannes verkörpert das, wovor viele nach dem Krieg Angst hatten.
    Die Improvisation die die Deutschen zu Tage legen.
    Nicht umsonst wollte man Deutschland zu einem reinen Agrarstaat umbauen!

    Gruß
    HD

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    Lasst uns zusammenhalten, denn es soll ewig gedampft werden! ;)

  • Hallo,

    da gibt es doch diesen Spruch: " Schick einen deutschen Ingenieur mit eine paar Konservendosen in denn Dschungel und er kommt mit einer Dampflok wieder heraus."

    Gruß,

    chris69

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    Manche Leute kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben um Leute zu imponieren, die sie nicht mögen.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Chris,
    der Spruch ist echt genial (obwohl des mit Schweizern sicher auch klappen würde). Wo hast du den denn aufgegabelt?

    Ich finde Haushaltsmaterialen zu verwenden ist eine Spitzenidee, ist es ja auch meist viel günstiger als "Spezialanfertigungen".

    Lg Jonas

  • ...

    Zitat

    (obwohl des mit Schweizern sicher auch klappen würde)

    ... aber die Schweizer würden mit einer Kuckucksuhr wieder aus dem Djungel kommen ... :D

    Gruß Bucki

  • Moin Chris,

    Zitat

    ... und er kommt mit einer Dampflok wieder heraus ...


    der muss aber schon von Deinem Großvater stammen, weil ... in allen Ausgaben der Hütte und des Dubbel sind nach Mitte der 50er Jahre dazu kaum mehr ordentliche Ausführungen zu finden.
    Wem die beiden Begriffe jetzt aber auch gar nix sagen - es sind nur die Standardwerke, mit dem Handwerkszeug eines Maschinenbauingenieurs.

    Ansonsten - "die Kerle können doch wirklich Alles gebrauchen" - danke Johannes für die Idee.

    Grüße Dietrich

    Feinblechner können machen aus feinen Blechen feine Sachen.

  • Als ich in den 70er Jahren bei der Shell AG anfing gab es da noch einige uralte Tanks, die mit merkwürdigen runden 'Flicken' bedeckt waren, die man aufgeschweißt hatte.

    Ein alter Meister hat mir den Hintergrund damals so erklärt:
    1944 ging den Alliierten auf, daß man Nazi-Deutschland nur besiegen kann, wenn man die Deutsche Treibstoffversorgung lahmlegt, die Flächen- bombardements von Städten waren grausam, aber gegen die Kriegmaschinerie fast wirkungslos. Das alliierte Bomberkommodo schickte dann also Bomber gegen die Deutschen Raffinierien und Hydrierwerke los. Ein Bombenangriff gegen ein weiträumiges Tanklager ist allerdings wenig wirkungsvoll, weil nur ein direkter Treffen zu einem massiven Feuer führte. Die herumfliegenden Bombensplitter durchlöcherten allerdings die umliegenden Tanks, Produkt pieselte heraus, fing aber in den seltensten Fällen sofort Feuer.
    Kaum war der Angriff vorbei, da spritzte die Mannschaft aus den Bunkern heraus und flink wurden alle die Löcher in den Tanks mit vorbereiteten Keilen aus Holz zugestopft. Am Rand des Tanklagers wurde gleich noch ein großes unbenutztes Tankfeld voller Teer in Brand gesetzt, um eine riesige Qualmwolke zu erzeugen. Wenn dann später der alliierte Fernaufklärer die Raffinerie überflog, dann meldete der: "Voller Erfolg - Raffinerie brennt!"

  • Eben in meinem Farbenladen fielen mir sog. Lobsterpods (zu Deutsch: Hummerfallen) auf. Die sind natürlich nicht wirklich zum Fangen von Hummern da, sondern es sind kleine Schwebstoff-Filter in Sprühpistolen und die sehen ungefähr so aus wie die Fallen an der Küste.

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    Sie kosten dort 0,85 £ Stück (in Kontinetal-Europa ungefähr 1 Euro). Es gibt sie in diversen Größen und Maschengrößen.